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Flexible Arbeitszeiten in der Produktion - Und es geht doch!

Flexible Arbeitszeit in Verbindung mit Produktion, da wäre wohl die spontane Reaktion Vieler: Das geht doch nicht! Dass es sehr wohl funktionieren kann, zeigt unter anderem das Beispiel der Firma Herbert Stephan KG in Frauenberg bei Idar-Oberstein. Im Rahmen unseres ESF-Projektes „Zukunftsfähige Personalarbeit“ haben wir mit der stellvertretenden Geschäftsführerin und Herzblut-Personalerin Kathrin Stephan über ihre Erfahrungen bezüglich der Einführung von flexiblen Arbeitszeiten in der dortigen Produktion gesprochen.

Überraschenderweise ein einfacher Veränderungsprozess

Seit nun bereits dreieinhalb Jahren gibt es in der Produktion der Edelsteinschleiferei für Achate und opake Steine flexible Arbeitszeiten. Zur Einführung wurde zuerst mit den Teamleitungen gesprochen. Einige waren skeptisch, „Wie soll das denn funktionieren, wenn jeder kommt und geht, wann er will?“. Im zweiten Schritt wurde dann gemeinsam mit den Teamleitungen mit den Mitarbeitenden gesprochen. Insgesamt kam diese Veränderung erstaunlich gut an, wenn man bedenkt, dass es bei den meisten Change Prozessen viel Gegenwind gibt. Hier gab es im Großen und Ganzen nur wenig Skepsis. Das war ganz anders, als Sie die Vertrauensarbeitszeit in der Verwaltung eingeführt hat, als sie vor neun Jahren ins Unternehmen kam, erinnert sich Kathrin Stephan.

Die Rahmenbedingungen der flexiblen Arbeitszeiten in der Praxis

Die organisatorischen Eckdaten der flexiblen Arbeitszeiten in der Produktion bei der Firma Stephan im Überblick:

  • Von Montag bis Freitag kann zwischen 6-18 Uhr gearbeitet werden
  • Man sollte mindestens fünf Stunden pro Tag da sein und darf maximal zehn Stunden pro Tag arbeiten
  • Es gibt keine Kernarbeitszeit
  • Die Mitarbeitenden gleiten über einen Monat
  • Pausen werden automatisch abgezogen, nur wenn das Gelände verlassen wird, wird aus Versicherungsgründen ausgestempelt
  • Die Arbeitswoche hat bei Vollzeitkräften 39 Stunden
  • Bei „Einzelarbeitsplätzen“ ohne Takt zum Vorprozess, gibt es eine sehr hohe Flexibilität
  • Innerhalb von Zellen mit direkten Abhängigkeiten zu vor- oder nachgelagerten Prozessen muss die Gruppe untereinander mit Ihrer Teamleitung die Anwesenheit klären.
  • Diese Gruppen haben durchschnittlich sechs Personen und jeweils eine Teamleitung.

Flexibilität trifft auf Gewohnheitstier „Mensch“

In Vorstellungsgesprächen sind die Kandidaten*innen oft überrascht. Sie fragen nach, ob Sie wirklich selbst entscheiden dürfen, wann Sie arbeiten. Sofern Sie nicht bereits von dieser Besonderheit bei der Firma Stephan gehört haben. Denn es hat sich schon herumgesprochen und die gestiegene Zahl an Bewerbungen zeigt, dass die Leute es gut finden. So wechselt der eine oder andere zur Firma Stephan ohne dass nur der Lohn im Fokus steht. Das Gesamtpaket aus Arbeitszeitflexibilität im Zusammenspiel mit vielen weiteren Sozialleistungen und wettbewerbsfähigen Löhnen zählt. Hauptsächlich Familienthemen sind so besser vereinbar, wie etwa die Kleinen morgens in den Kindergarten bringen, aber auch Hobbies sind so einfacher realisierbar. Trotz der beliebten Flexibilität fangen jedoch 80 % der Produktionsmitarbeitenden morgens um 6 Uhr an. So wie zuvor auch. Im Arbeitsalltag zeigt sich, dass die gebotene Flexibilität hauptsächlich für den Besuch beim Zahnarzt oder ähnliche außerplanmäßige Termine genutzt wird. Ansonsten kommt die Mehrheit zu regelmäßigen Zeiten.

Erwachsene, wie Erwachsene behandeln

Viele kleinere Firmen, die sich gegen die flexiblen Arbeitszeiten aussprechen, handeln so, um die „Kontrolle“ zu behalten. Das kann Frau Stephan auch durchaus nachvollziehen. Sie vertritt jedoch den Standpunkt, dass es sich um Erwachsene handelt, die ihr Leben voll im Griff haben. Die muss man nicht überwachen. Zumal man aus den Maschinendaten genau auslesen kann, wieviel auf der Maschine produziert wird und offen mit den Mitarbeitenden darüber gesprochen wird.

Kathrin Stephan ist der Meinung, dass man als Arbeitgeber die Verantwortung an die Arbeitnehmer zurückgeben muss. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass es „etwas mit den Leuten macht“. Sie geben „ihr Hirn nicht an der Tür ab“, wenn sie Verantwortung übernehmen dürfen. Klar, man muss dabei den einen oder anderen auch erstmal an die Hand nehmen, weil die Person so viel Freiheit nicht gewohnt ist und lernen muss, damit klar zu kommen. Das bekannte Sprichwort „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ gilt für die Mutter von drei Kindern auf alle Fälle auch hier.

Die positiven Auswirkungen der Arbeitszeitgestaltung

Das Fazit von Kathrin Stephan zu den flexiblen Arbeitszeiten fällt ohne Zweifel positiv aus. Die Mitarbeitenden empfinden mehr Freiheit und genießen die Flexibilität. Das Unternehmen profitiert von mitdenkenden Mitarbeitenden und mehr Bewerbungen. Bei der Firma Herbert Stephan würden sie die flexiblen Arbeitszeiten immer wieder einführen. Dieser Weg war definitiv die richtige Entscheidung.

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